Jeder dritte Schüler leidet an Burnout-Symptomen (Sonntagszeitung 19. August)
Am Montag (20. August 2018) beginnt in vielen Kantonen das neue Schuljahr. Und damit für viele Schüler der Druck. «Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter Stress», sagt Thomas Mattig, Direktor von Gesundheitsförderung Schweiz.
Das zeigen auch Zahlen der Universitätskliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bern und Zürich. 2007 gab es in Zürich 49 Notfälle, 2017 waren es bereits 649. Jeweils vor Aufnahmeprüfungen steigen die Fallzahlen deutlich an.
Die zunehmende Überforderung vieler Kinder stellt man auch bei Pro Juventute fest. 30 Prozent der Jugendlichen, die sich letztes Jahr beim Sorgentelefon meldeten, suchten wegen «schwerwiegender persönlicher Probleme» Hilfe. Die jüngsten sind gerade mal zehn Jahre alt.
30
Prozent der Jugendlichen, die vergangenes Jahr beim Sorgentelefon 147 anriefen, hatten schwerwiegende persönliche Probleme
649
ambulante Notfälle gingen 2017 bei der Kinder- und Jugendpsychiatrie Zürich ein. Das sind so viele wie noch nie
45
Minuten pro Woche sollen Kinder von der 3. bis zur 6. Klasse maximal für Hausaufgaben aufwenden
10
Jahre alt sind die Jüngsten, die sich beim Sorgentelefon der Pro Juventute melden
800'000
Franken will die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz nächstes Jahr in die psychische Gesundheit investieren
30
Prozent der Jugendlichen, die vergangenes Jahr beim Sorgentelefon 147 anriefen, hatten schwerwiegende persönliche Probleme
Editorial
Sind da wirklich einfach nur die Eltern schuld?
Quelle: Sonntagszeitung vom 19. August 2018, Arthur Rutishauser (Chefredaktor)
Wie kann es sein, dass Kinder schon mit elf Jahren «ausbrennen» oder «durchbrennen», also an einem Burn-out leiden? Nicht eines, sondern jedes dritte, weil die Schule zu sehr drückt. Unser Bild der Kinder ist doch ein ganz anderes, wenn wir sie schreien und toben hören. Sind da nicht die Eltern schuld? Arbeiten die Mamis zu viel, und würde sich das Problem nicht lösen, wenn sie wieder mehr zu Hause am Herd stünden? Burn-out ist schliesslich kein plötzlich auftretendes Ereignis - niemand geht abends gesund ins Bett und erwacht am Morgen mit einem Burn-out, heisst es in den Ratgebern.
Das mag zwar stimmen, aber Schuldzuweisungen taugen selten zur Ursachenforschung. Es lohnt sich, nachzufragen, wie sich denn ein Burn-out bei einem Kind oder Jugendlichen normalerweise auswirkt. Die typische Geschichte einer Erschöpfungsdepression sieht so aus: Ein Mädchen hat massive Schlafstörungen, auch tagsüber kommt es nicht zur Ruhe. Es hat Angst vor jeder Prüfung. Es weint schnell, manchmal ohne jeden Anlass, und isst kaum mehr. Es jammert: «Ich bin doch nichts wert», und sagt: «Ich kann nicht mehr.» Meist sind es Mädchen, die so reagieren, Mädchen sind häufiger von Burn-out betroffen. Jungen reagieren eher offensiv-aggressiv bei Überforderung. Sie streiken beim Lernen. Das hilft oft, zumindest bislang. Denn seit neuestem kommen auch Buben mit Erschöpfungssymptomen zu den Therapeuten.
Sie können auch nicht mehr. Warum ist das so? Man kann es nur erahnen. Prüfungen gab es schon immer, doch Schule, Aufgaben, Sport, Musikunterricht, manchmal 12 Stunden am Tag, nicht. Ständig ein «Kürsli», auch in der Freizeit. Nicht aus Spass, sondern mit Förderung der Begabten. Ein Nachmittag beim Spielen mit Freunden? Bloss nicht, es könnte ja sein, dass die Jungmannschaft etwas Verbotenes tut. Insofern sind manche Eltern nicht unschuldig.
Mitschuldig ist aber auch die Schule, auch wenn das die Damen und Herren Erziehungsdirektoren nicht hören wollen. In den letzten Jahren wurde immer mehr Stoff reingepackt. Französisch in der Primarschule, Englisch am liebsten schon im Kindergarten. Programmieren? Gern auch noch - glücklicherweise können es die meisten Lehrer nicht. Wenn es aber darum geht, etwas abzuschaffen, Handarbeit, Kochen oder gar den Religionsunterricht, dann droht der Untergang des Abendlands, der Untergang der Wirtschaft, oder der Zusammenhalt der Schweiz ist in Gefahr. Da ist es viel einfacher, den Kindern schlechte Noten zu geben, wenn sie nicht mitkommen, und den Eltern zu sagen, ihre Sprösslinge seien Schulversager. Höchste Zeit, dass das ändert und die Politik zu ihrer Verantwortung steht.
«Höchste Zeit, dass auch die Politik zu ihrer Verantwortung steht»
Burn-out im Klassenzimmer
Kindergärtler klagen über Bauchweh, Primarschüler haben regelmässig Kopfschmerzen - viele Volksschüler zeigen Überforderungssymptome. Die Schulen verweisen auf ein Übermass an Freizeitaktivitäten, doch die Zahlen der Beratungsstellen sprechen eine andere Sprache
Quelle: Sonntagszeitung vom 19. August 2018, Fabienne Riklin und Nadja Pastega
Manchmal zieht sich dieses Gefühl von Überforderung durch ihren Alltag. In letzter Zeit immer öfter. «Ich kann seit drei Wochen nicht mehr schlafen, habe ständig Angstattacken, Atemnot und Schwindel», sagt die 15-jährige Oberstufenschülerin. «Ich kann fast nicht mehr in die Schule gehen.»
Diese Not kennen heute viele Kinder und Jugendliche. «Teilweise fühlt es sich an, wie wenn ich eine Nebelwand vor den Augen hätte», erzählt ein Mädchen, das Hilfe bei der Beratungsstelle von Pro Juventute suchte. «Ich mag einfach nicht mehr und frage mich, wie ich diesen Nebel durchdringen und ohne diesen dauernden Stress leben kann.»
In der Schule glänzen, den Eltern genügen - diesen Druck halten längst nicht alle aus. «Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter Stress», sagt Thomas Mattig, Direktor der nationalen Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz.
Leistungsdruck gab es in der Schule schon immer. Doch die Belastung scheint ein Mass erreicht zu haben, das krank machen kann. An der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bern haben sich die Notfallaufnahmen in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Auch beim Notfalldienst der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich sind die ambulanten Notfälle in die Höhe geschnellt. Sie haben in den letzten zehn Jahren von 49 auf 649 Untersuchungen pro Jahr zugenommen. «Die Gründe dafür sind vielfältig», sagt Gregor Berger, Leiter der Notfallstation. «Doch ein wesentlicher Faktor ist die Schule.»
Fast jeder dritte Elfjährige leidet unter Schlafproblemen
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat das Ausmass des Seelenleidens bei Kindern untersucht - der erschreckende Befund: Von den elfjährigen Schülern in der Schweiz leidet fast jederDritte unter Schlafproblemen, einem typischen Stresssymptom. 15 Prozent klagen über Niedergeschlagenheit, 12 Prozent leiden regelmässig unter Kopfschmerzen. Schule, Nachhilfe, Hausaufgaben und danach noch zum Sport oder in die Klavierstunde: Das Burn-out hat die Schulkinder erreicht.
Mit einem Burn-out kann ein Sammelsurium an Diagnosen einhergehen. Depression ist eine davon. Warnsymptome für ein Burn-out bei Kindern hat viele Gesichter: Schlaflosigkeit, Schulverweigerung, Suizidgedanken.
Die zunehmende Überforderungvieler Kinder stellt man auch bei der Stiftung Pro Juventute fest. In den Beratungsgesprächen habe es «eine deutliche Veränderung bei den Themen» gegeben, sagt Sprecher Bernhard Bürki. 30 Prozent der Jugendlichen, die sich letztes Jahr beim Sorgentelefon von Pro Juventute meldeten, hätten wegen «schwerwiegender persönlicher Probleme» Hilfe gesucht. 2010 waren es erst 18 Prozent. Die jüngsten Hilfesuchenden sind gerade mal zehn Jahre alt. Unbeschwert spielen, mit Freunden herumtoben und dabei völlig die Zeit vergessen - bei immer mehr Kindern hat diese «paradiesische» Vorstellung nichts mehr mit der Realität zu tun.
Die Schulverantwortlichen fühlen sich dafür meist nicht zuständig. Laut Reto Wyss, Vorstandsmitglied der Schweizerischen Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) und CVP-Regierungsrat im Kanton Luzern, seien Primarschüler nicht primär wegen der Schule gestresst, sondern durch die vielfältigen Verpflichtungen, denen sie in der Freizeit nachgehen. «Viele Kinder besuchen neben der Schule noch mehrere musische oder sportliche Angebote, die sie zusätzlich belasten», sagt Wyss. «Dazu kommt der Medienkonsum - der teilweise schon bei Kindern mehr als zwei Stunden pro Tag beträgt.»
Doch in den Unikliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie zeigt sich ein anderes Bild. Beim Notfalldienst in Zürich sinken die Fallzahlen während der Schulzeiten markant - und steigen vor den Aufnahmeprüfungen ins Gymnasium, während der Probezeiten oder vor den Lehrabschlussprüfungen deutlich an. Wie sich zeigt, sind Mädchen stärker vom schulischen Leistungsdruck betroffen als Buben. «Mädchen wollen alle Anforderungen erfüllen», sagt Psychiater Gregor Berger von der Zürcher Notfallstation. «Wenn sie merken, dass sie das nicht können, geraten sie in eine Krisensituation.»
Aber auch Buben kennen die Ausweglosigkeit der Überforderung. Manche reagieren gereizt, suchen einen Ausweg bei Cannabis. Oft fängt es scheinbar harmlos an. Mit einer Null-Bock-Haltung und Klagen, wie unendlich langweilig die Schule doch sei. Irgendwann kann der Schulverleider in die Verweigerung kippen. Wie bei jenem zehnjährigen Primarschüler aus Zürich, der eines Morgens nicht mehr aufstehen wollte und sich weigerte, in die Schule zu gehen. Die Eltern versuchten es mit Zureden, die Lehrerin auch. Nichts half. Schliesslich suchten die Eltern Rat beim Psychologen. Diagnose: Erschöpfungsdepression. Also Burn-out.
Der Grund war schnell gefunden: Der Bub hatte acht verschiedene Lehrer, diese ständigen Wechsel wurden ihm zu viel. Solche Fälle hat der Kinder- und Jugendpsychologe Allan Guggenbühl immer wieder in seiner Praxis. «Heute ist es die Regel, dass schon Primarschüler vier bis fünf Lehrpersonen haben. Manche kommen damit klar, andere sind damit überfordert. Vor allem kontaktfreudige Kinder, die immer wieder versuchen, sich auf jeden Lehrer einzustimmen. Wenn das über längere Zeit geht, können Schüler, die diese ständigen Wechsel nicht ertragen, in ein Burn-out rutschen.»
Erste Schulen setzen Obergrenzefür Hausaufgaben fest
Das kann sogar zu einer Angststörung führen. Einer, der die Nöte der Schüler kennt, ist Basil Eckert, Leiter der Abteilung Schulpsychologie im Kanton Schwyz und Vorstandsmitglied der Interkantonalen Leitungskonferenz der Schweizer Schulpsychologen. «Stress und Leistungsdruck in der Schule sind ein Thema, das uns immer wieder beschäftigt», sagt Eckert. «Durch grossen Stress können bei Kindern Versagens- und Prüfungsängste entstehen, die sich zum Beispiel in Form von Black-outs manifestieren.» In schlimmen Fällen könne es zur Schulverweigerung kommen. «Diese Schüler getrauen sich nicht mehr in die Schule.»
Jetzt erarbeitet der schulpsychologische Dienst des Kantons Schwyz ein Angebot für Schüler mit Prüfungsangst. Der Kanton St. Gallen hat ein solches Gruppentraining bereits im letzten Schuljahr durchgeführt. Auch bei den Hausaufgaben wird angesetzt, um Druck von den Schülern zu nehmen. Im Kanton Zürich gibt es über die Feiertage ein Hausaufgabenverbot. Im Kanton Bern wurde im Rahmen des Lehr-plans 21 die Zeit, die Hausaufgaben beanspruchen dürfen, heruntergesetzt: auf 30 Minuten pro Woche für Erst- und Zweitklässler, auf 45 Minuten für Dritt-bis Sechstklässler und auf 90 Minuten für die Oberstufe. Im Kanton Genf können die Schüler die Hausaufgaben in einer betreuten Stunde direkt an der Schule erledigen.
Das Problem der gestressten Schüler werde zunehmen, schätzt Thomas Mattig von der Gesundheitsförderung Schweiz. Mit Bund und Kantonen wurde daher vereinbart, das Thema psychische Gesundheit künftig breiter anzugehen. Die Stiftung will in den nächsten Jahren rund acht Millionen Franken in eine Kampagne zur psychischen Gesundheit investieren. «Wir müssen jetzt Gegensteuer geben», sagt Mattig. «Sonst sind die Folgen für die Gesellschaft fatal.»
«Der Druck hat zugenommen»
Kinderarzt Remo Largo über gestresste Kinder
Quelle: Sonntagszeitung vom 19. August 2018, Nadja Pastega
Es fing bei Managern an, heute haben wir Kinder mit Burn-out. Eine Folge des Leistungsdrucks an den Schulen?
Dass Kinder in der Schule leistungsmässig unter Druck gesetzt werden, gehört zum Wesen einer Leistungsgesellschaft. Auch die Schule steht unter Druck, aus Wirtschaft und Politik kommen ständig neue Forderungen, was sie alles leisten soll. Es gibt noch einen anderen Punkt, den ich gravierender finde, über den aber kaum gesprochen wird: Viele Eltern haben Existenzängste, spätestens seit der Finanzkrise 2008.
Das wirkt sich auf die Kinder aus?
Natürlich. Als Eltern will man die Kinder möglichst fit machen, damit sie es genauso gut oder noch besser haben als die Eltern. Bis zu einem gewissen Grad ist das auch verständlich. Die Frage ist einfach, ob man Kinder so tatsächlich fit machen kann.
Das klingt nicht, als ob Sie das glaubten.
Wir hatten Sommerferien. Und was ist passiert? Die Eltern üben mit ihren Kindern, damit diese möglichst gut vorbereitet sind für die Prüfungen im neuen Schuljahr, man schickt sie in Lernstudios oder in die Nachhilfe. Oder die Kinder werden therapiert, wegen Legasthenie, Dyskalkulie oder was auch immer. Eine grosse Zahl von Fachleuten ist damit beschäftigt, die Kinder zu optimieren - was meines Erachtens nicht möglich ist.
Warum?
Man kann Kinder nicht über ihr Begabungspotenzial hinaus fördern, sondern sie höchstens ihr Potenzial realisieren lassen. Eltern und Schule wollen aber mehr.
Was muss sich konkret ändern?
Man müsste mal darüber reden, was wir für junge Erwachsene wollen. Wir haben ein Schulsystem, in dem der Schüler hochgradig fremdbestimmt ist. Man sagt ihm im Grunde vom ersten bis zum letzten Schultag, was er zu tun hat. So programmiert kommt er dann in die Arbeitswelt - er wartet darauf, was er zu tun hat. Das ist eine Katastrophe. Und dann jammert die Wirtschaft, die Jugendlichen seien nicht kreativ, nicht initiativ. Das ist ja kein Wunder, weil man ihnen jede eigene Aktivität völlig genommen hat. Nur wenn sie selbstbestimmt lernen konnten, werden sie auch kreativ sein.
Wenn man Ihnen folgt, muss man die Schule komplett neu ausrichten.
Dass die Kinder am Ende der Schulzeit ein gutes Selbstwertgefühl und eine gute Selbstwirksamkeit haben, finde ich genauso wichtig wie alles, was sie lernen. So wie es jetzt läuft, haben das die meisten nicht. Weil sie so drangsaliert werden mit Druck, Prüfungen und Noten.
Hat das zugenommen?
Es war schon früher schlimm. Aber ich denke, dass es noch zugenommen hat.
Dick war gestern: Prävention bei Kindern schlägt an
2024 soll nur noch jedes neunte Kind übergewichtig sein
Quelle: Sonntagszeitung vom 19. August 2018, Fabienne Riklin
(Bern) Äpfel statt Chips und Trottinett statt Mamataxi: Für viele Schulkinder ist das mittlerweile selbstverständlich. Mit positiven Folgen. Fast 83 Prozent der 5- bis 15-Jährigen in der Schweiz haben ein gesundes Körpergewicht. Noch vor zwölf Jahren war jedes vierte Kind übergewichtig. Heute hat nur noch jedes sechste Kind zu viel Speck auf den Rippen. Der Direktor von Gesundheitsförderung Schweiz, Thomas Mattig, ist ob dieser Entwicklung «hocherfreut»: «Gesunde Ernährung und Bewegung gehören für viele Kinder zum Alltag.»
Das Verhalten und die Einstellung der Kinder und deren Eltern hat sich verändert. «Nicht von heute auf morgen», sagt Mattig, «aber nach und nach.» Dies ist auch auf die von der Stiftung Gesundheitsförderung angebotenen kantonalen Aktionsprogramme für Krippen, Kindergärten und Schulen zurückzuführen. Zu diesem Schluss kommt das Forschungsunternehmen Interface. Es hat die von der Stiftung verfolgten Strategien der letzten elf Jahre zu Ernährung und Bewegung untersucht.
Knapp 70 Prozent aller Kinder hierzulande haben bis jetzt eines dieser 25 Programme durchlaufen. Eines der beliebtesten ist der Purzelbaum. 21 Kantone empfehlen ihren Krippen und Kindergärten, Angebote, die das Austoben und Herumturnen fördern, in den Alltag zu integrieren. Allerdings kann jeder Kanton selber entscheiden, ob er ein Projekt umsetzen möchte. «Eine Kindergärtnerin in Basel-Stadt hat andere Herausforderungen als ihre Kollegin im Oberwallis.» Deshalb sei es richtig, dass jeder Kanton die Projekte je nach Bedarf selber auswähle.
Übergewicht kostet über acht Milliarden Franken
Die Kosten für ein solches Bewegungskonzept zahlen je zur Hälfte die Gesundheitsförderung und der Kanton. Heidi Hanselmann, Präsidentin der Stiftung und Gesundheitsdirektorin von St. Gallen, sagt: «Die Kantone haben rasch realisiert, dass sich diese Investitionen lohnen.» Denn die Kindheit ist oft der Ausgangspunkt für späteres Übergewicht. «Je früher man die überflüssigen Kilos anpackt oder gar nicht erst entstehen lässt, desto besser für die Kinder, aber auch für die Gesellschaft.»
Die Folgekrankheiten von Übergewicht verursachen hierzulande Kosten von über acht Milliarden Franken. Die Gesundheitsförderung nimmt sich deshalb auch künftig der Kilos an und bietet den Kantonen ein «Best of» von Massnahmen an: «Es wäre toll, wenn bis 2024 nur noch jedes achte oder neunte Kind übergewichtig ist», sagt Hanselmann.