Filippos «Komfortroute» out

Leuteneggers «Komfortroute» droht das Aus

Die geplante Velo-Verbindung zwischen Bellevue und Utoquai hat wenig Chancen auf eine Realisierung. Die Kritik am Projekt kommt auch von überraschender Seite.


Quelle: Michael von Ledebur @NZZ 18. Juni 2018

«Komfortroute» wird sie genannt, die geplante Velowegstrecke rund um das Seebecken. Nichts mit Komfort zu tun hat das Bild, das die SP-Gemeinderätin Simone Brander von der geplanten Etappe zwischen Bellevue und Badi Utoquai zeichnet. Der Veloweg führe auf der Höhe der «Pumpstation» praktisch durch das Restaurant hindurch. «Ein Ärgernis.» Ihr Gemeinderatskollege Markus Knauss (gp.) schlägt in dieselbe Kerbe. An dieser Stelle sei der Weg gerade mal 2,5 statt 3 Meter breit. Es drohten Unfälle. Die Vorstellung, dass dort Elektrovelos aufeinander zurasten, sei unangenehm.

Das Teilstück ist umstritten, seit der Stadtrat unter dem damaligen Tiefbauvorstand Filippo Leutenegger (fdp.) die Pläne dafür öffentlich aufgelegt hat. Vor einem Jahr hat der Stadtrat sämtliche Einwendungen abgelehnt; der nächste Schritt wäre ein Parlamentsentscheid. Das Bauvorhaben würde eine Gemeinderatssitzung allerdings nicht überdauern, ist der Quartierverein Riesbach überzeugt. Er schreibt in der aktuellen Ausgabe der Quartierzeitung «Kontacht», der Vorschlag werde keine Mehrheit finden.

Ein seltener Fall

Die These könnte stimmen. «In der heutigen Form unterstütze ich das Projekt nicht», sagt die SP-Verkehrspolitikerin Brander. Knauss’ VCS hat seine Ablehnung schon vor Jahresfrist kundgetan; diesen Standpunkt bestätigt er nun. Womit der seltene Fall eintritt, dass linke und grüne Politiker einen Veloweg ablehnen. Knauss korrigiert: «Wir lehnen nicht den Veloweg ab, sondern die Routenwahl.» Kritisiert wird nicht nur der Flaschenhals bei der «Pumpstation», sondern auch der Umstand, dass 26 Bäume und eine Hecke verschwänden.

Bezüglich der Route bringt der Quartierverein eine neue Idee ins Spiel. Er will die Dufourstrasse zur Veloroute machen. Den Vorschlag habe man beim neu konstituierten Stadtrat bereits eingereicht. Der motorisierte Verkehr würde auf der Dufourstrasse nur noch in Einbahn-Richtung geführt, in Gegenrichtung würde ein Velostreifen angelegt. Parkplätze müssten keine weichen, aber die heute beidseitig versetzten Felder würden auf eine Strassenseite gelegt.

Veloweg-Projekte zwischen Bellevue und Seefeld

Quelle: NZZ

Quelle: NZZ


Sowohl Knauss als auch Brander äussern grundsätzlich Sympathie für das Vorhaben. Seitens der Stadt gibt man sich bedeckt. Die Vorschläge seien in Prüfung, sagt Tiefbaudepartementssprecher Pio Sulzer. Somit bleibt offen, wie die Veloroutenführung im Seefeld aussehen soll. Denn es sind zahlreiche weitere Ideen im Gespräch. AL, GLP, Grüne und SP haben in einem Postulat einen Spurabbau in der Bellerivestrasse gefordert, der den Bau eines Velowegs erlaubte. Die Bellerivestrasse soll ab kommendem Jahr ohnehin saniert werden.

Ernsthaft diskutiert wird zunächst ein anderer Vorschlag. Im letzten Herbst hat der Gemeinderat eine Motion der GLP überwiesen, die ebenfalls einen Spurabbau fordert, aber mit einem wechselseitigen Verkehrsregime. Der GLP schwebt vor, dass nur noch je eine Spur pro Fahrtrichtung bestehen bliebe. Die dritte, mittlere Spur stünde vormittags dem stadteinwärts fahrenden Verkehr zur Verfügung und nachmittags dem stadtauswärts fahrenden Verkehr. Die vierte Spur böte Platz für eine Veloroute am See. Vorerst geht es um einen dreijährigen Pilotversuch. Der Vorschlag komme nach den Sommerferien in den Stadtrat und danach in die Verkehrskommission, so Sulzer.

Ungelöstes Planungsproblem

Die Vielzahl von Vorschlägen zeigt auf, dass der Abschnitt zwischen Bellevue und Seefeld den Verkehrsplanern Kopfweh bereitet. Im Vorschlag des Stadtrats fehlt beispielsweise eine Verbindung zwischen Veloweg und Quaibrücke. Der Veloweg endet somit nach wie vor mitten in der Mischzone. Auch der Riesbacher Quartierverein präsentiert dazu keinen Vorschlag, sondern schreibt lediglich, der Anschluss an die Velorouten in der Innenstadt sei «zu gewährleisten».

Eine Idee ist in diesem Zusammenhang ein Velotunnel unter der Quaibrücke Richtung Limmatquai. Leutenegger lancierte sie einst. Der Tiefbaudepartementssprecher Sulzer sagt, sie sei nicht etwa «beerdigt», wie das manche Gemeinderäte vermuteten, sondern werde ebenfalls geprüft. Allerdings würde der Velotunnel unter der Brücke, «falls machbar, sehr teuer». Man suche deshalb zusätzlich nach einer oberirdischen Alternative.