Bellerivestrasse wird für 64 Millionen saniert

So idyllisch stellt sich die Stadt die sanierte Bellerivestrasse, im Abschnitt Hornbachstrasse 2 und Bellerivestrasse 181, vor. Während der Bauzeit wird der Verkehr von vier auf zwei Fahrbahnen geleitet.

Quelle: Lokalinfo Zürichberg


Die Stadt hat die Idee einer schwimmenden Brücke verworfen: Der Verkehr wird während der Bauzeit auf der Bellerivestrasse fahren. Danach will man wieder Tempo 50 signalisieren – entgegen dem Wunsch vieler Anwohner.

Die Bellerivestrasse ist eine Hauptverkehrsachse von den Goldküstengemeinden in Zürichs Innenstadt. Zu Spitzenzeiten würden darauf pro Richtung 1400 Fahrzeuge verkehren, sagte Esther Arnet, Direktorin der Dienstabteilung Verkehr, anlässlich einer Informationsveranstaltung für die Bevölkerung im Bernhardtheater.
Die Strasse und die Werkleitungen zwischen Kreuzstrasse und Bahnhof Tiefenbrunnen sei in einem schlechten Zustand: «Wir müssen diese Sanierung machen», erklärte Stadtrat Filippo Leutenegger (FDP), Vorsteher des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements. Gleichzeitig soll unter anderem der Zugang zum See und der Hochwasserschutz verbessert sowie das Lehnenviadukt im Tiefenbrunnen instand gestellt werden. 82 Liegenschaften erhalten Schallschutzfenster, zwischen Hornbachstrasse 2 und Bellerivestrasse 181 sowie Bellerivestrasse 181 und 189 werden Lärmschutzwände gebaut.

«Gigantischer Aufwand»
Die Stadt saniert 2,3 Kilometer Strasse, 2,8 Kilometer Strassenentwässerung und 12,5 Kilometer Leitungen für Wasser, Strom, Gas und Telekom für rund 64 Millionen Franken. «Der Aufwand, den wir betreiben, ist einfach gigantisch», so Leutenegger. Drei Jahre soll das Bauprojekt voraussichtlich dauern – und dies bei «intensivster Bauweise». Diese sieht vor, dass der Verkehr statt auf vier, auf zwei Fahrbahnen geleitet wird. Das heisst, es steht während der Bauzeit in jede Richtung nur eine Spur zur Verfügung. Die Sanierungsarbeiten sollen dann auf den zwei geschlossenen Fahrbahnen stattfinden. Auch zwei andere Varianten waren geprüft, aber wieder verworfen worden.
Eine Möglichkeit wäre die Umleitung des Verkehrs über die Dufourstrasse gewesen, was aber negative Auswirkungen auf die Lebensqualität in Riesbach gehabt hätte. Die im Vorfeld in den Medien diskutierte Lösung einer schwimmenden Pontonbrücke im See, über die man eine Spur stadtauswärts geführt hätte, wird ebenfalls nicht umgesetzt. Ein Grund dafür waren laut Leutenegger Mehrkosten von rund 20 Millionen Franken. Um Platz für die Baumaschinen und die Materialtransporte zu schaffen, müssen quartierseitig 87 Bäume gefällt werden. Allerdings wären diese bei allen drei Varianten gefällt worden, betonte André Murer, Leiter Projektierung und Realisierung. Viele davon seien altersschwach oder Neophyten. Sie sollen ersetzt werden. Die Stadt will 26 zusätzliche Bäume pflanzen.
Insgesamt soll der Bau drei Jahre dauern – eine lange Zeit für die Anwohnenden. «Leider haben wir das Zaubern noch nicht gelernt», entschuldigte sich Esther Arnet von der Dienstabteilung Verkehr. Man versuche, den Ausweichverkehr durch das Quartier möglichst unattraktiv zu gestalten. Die Zugänglichkeit solle zwar immer gewährleistet werden, aber «bei der Quartiererschliessung wird es Umwege geben». Das gelte auch für den Fuss- und Veloverkehr.

Stadt plant mit vier Autospuren
Geht es nach den Plänen der Stadt, wird nach der Sanierung auf der Bellerivestrasse weiterhin Tempo 50 signalisiert und es bleibt bei vier Spuren. Einen entsprechenden Versuch mit Tempo 30 während der Bauzeit hielt Filippo Leutenegger für unrealistisch. Der Kanton würde dies auf so einer wichtigen Strasse kaum bewilligen. Zudem betonte er: «Wir sind hier wegen des Bauprojekts.» Was danach passiere, seien politische Diskussionen. Er könne nicht viel sagen, «ausser, dass wir das Regime wieder installieren, welches wir bisher haben».
Wie die Reaktionen aus der Bevölkerung zeigten, war einigen vor allem wichtig, dass der Verkehr nicht über die Dufourstrasse geleitet wird. Ernüchtert waren viele hingegen über die zögerlichen Antworten von Leutenegger und Arnet zum Wunsch nach einem Spurabbau für Autos und Tempo 30. Neben dem Verein Umverkehr forderte die IG Bellerivestrasse für alle mit einem Transparent Tempo 30 auf der Bellerivestrasse. Urs Frey, Präsident des Quartiervereins Riesbach, bedauerte die Fällung der Bäume und den Verzicht auf einen Versuch mit Tempo 30. Er sei jedoch froh, dass der Verkehr nicht durch das Quartier geführt werden soll.
Enttäuscht zeigten sich Pro Velo Kanton Zürich und die SP Stadt Zürich. «Velofahrende, die lärmgeplagte Quartierbevölkerung und Fussgängerinnen und Fussgänger haben das Nachsehen», hielt die SP in einer Mitteilung fest.
Als Vertreter der Goldküstengemeinden hob der Erlenbacher Gemeinderat Daniel Westermann (SVP) die Wichtigkeit der Bellerivestrasse für die Bewohnerinnen und Bewohner der Seegemeinden hervor.
Noch bis 31. Juli liegen die Pläne öffentlich auf. Falls keine Rechtsmittel eingelegt werden, sollen die Bauarbeiten frühestens 2019 beginnen.